Die Musteranalysen wurden von Expert*innen, sowie Studierenden erstellt und sind das Produkt der analysierten Materialien. Sie können als Impuls und Inspiration genutzt werden. Um einen Einblick in die verschiedenen Analysemethoden zu erhalten, befindet sich auf dieser Seite eine Übersicht zu der Artefaktanalyse, der Bilderbuchanalyse, der didaktischen sowie der spieltheoretischen Analyse. Die Punkte orientieren sich an der Frage, was die Musteranalysen leisten und was sie nicht abdecken können. In der ersten Tabelle sind die forschungsorientierten und in der zweiten die didaktisch-forschendorientierten Methoden abgebildet.
Forschungsorientiert: Artefaktanalyse und Bilderbuchanalyse
Artefaktanalyse (Lueger & Froschauer 2018) | Bilderbuchanalyse (Staiger 2022) |
Die Artefaktanalyse eignet sich für die Analyse und Rekonstruktion von Materialien und ihrer sozialen Eingebundenheit. | Die Bilderbuchanalyse dient zur kritischen Untersuchung und Analyse von Bilderbüchern. |
+ Die Analyse von Artefakten dient der Bewertung der Wirksamkeit von Bildungsinhalten und pädagogischen Praktiken. | + Die Bilderbuchanalyse erleichtert die pädagogische Materialauswahl, da sie Impulse für geeignete Bücher hinsichtlich der Altersgruppe, pädagogischer Ziele und Inhalte liefert. |
+ Mithilfe dessen können historische und kulturelle Kontextualisierung, Bildungsentwicklungen und der Einfluss gesellschaftlicher Veränderungen abgebildet werden. | + Mithilfe der Analyse entsteht ein besseres Verständnis für Buchinhalte, wie Werte und Lernziele. |
+ Zudem können Auswirkungen politischer Maßnahmen erkannt und benannt werden. | + Besonders für das Projekt von Relevanz ist die kritische Beurteilung über die Darstellung von Differenz (Geschlecht, natio-ethno-kultureller Hintergrund, Klasse, Körper usw.). |
+ Das Ergebnis er Analyse kann für die Entwicklung von Lern- und Lehrmaterial (Grenzen und Schwachstellen identifizieren und Empfehlungen geben, Qualitätssteigerung, Evaluation) genutzt werden und bildet so eine Forschungsgrundlage. | + Zudem unterstützt die Analyse die Forschung und Theoriebildung, die Entwicklung von Lehrmaterial sowie die Identifizierung von Lesekompetenz. |
Neben dem hohen Erkenntnisgewinn der Analysemethoden kommen sie in einigen Bereichen an ihre Grenzen. Hier einige Beispiele: | |
– Da die Artefaktanalyse nicht mit empirischen Daten, wie Beobachtungen oder Interviews arbeitet, kann sie kein Verständnis für pädagogische Prozesse leisten. | – Trotz der Reflexion und Beurteilung der Bilderbücher, können die Ergebnisse der Analyse nicht generalisiert werden. Sie sind kein Anreiz dafür, dass Fachkräfte ihre Haltung reflektieren, da in Bilderbüchern keine Handlungsanweisungen stattfinden. |
– Zudem können kontextuelle Einschränkungen auftauchen auf Grund von fehlenden Informationen. | – die Erzählungen und Geschichten verschaffen nur einen begrenzten Einblick in soziale Kontexte, wie reale soziale Dynamiken und Interaktionen. |
– Die Analyse ist nicht dazu ausgelegt neue Informationen zu generieren oder verallgemeinernde Aussagen zu treffen. Die Forschungsorientierheit beschränkt die praktische Anwendbarkeit. | – Die Analysen zeigen, dass die Vielfalt der Lernenden nicht immer berücksichtigt wird. |
Didaktisch orientiert: Spieltheoretische und didaktische Analyse – entwickelt und erprobt durch Peter Cloos und Svenja Garbade in Anlehnung an Neuß (2018) sowie Baar (2020)
Didaktische Analyse (Neuß 2018) | Spieltheoretische Analyse (Baar 2020) |
Die didaktische Analyse wird für die Zielsetzung und Planung von pädagogischen Zielen für die Bildungsarbeit von Kindern genutzt. | Mithilfe der spieltheoretischen Analyse können Interaktionen von Kindern im Spiel und Gruppensituationen analysiert werden. |
+ Das Konzept der didaktischen Analyse ermöglicht eine Orientierung an Bedürfnissen und Wünschen der Kindern mit Berücksichtigung der Entwicklungsstufen. | + Die Analysemethode ermöglicht die Förderung der sozialen Kompetenz der Kinder hinsichtlich der Reduzierung von Konflikten, Förderung von Teamarbeit und Entwicklung von Empathie sowie Ressourcenvermittlung. |
+ Sie erleichtert die Auswahl geeigneter Lehrmittel und Begründung pädagogischer Mittel und Ziele sowie der Evaluierung und Verbesserung der pädagogischen Arbeit. | + Spielprozesse können nachgezeichnet und verstanden werden, indem eine Identifizierung von Entscheidungsfindungen stattfindet. |
+ In der Auseinandersetzung mit der Analyse finden Prozesse von Reflexion und Professionalisierung statt. | + Die Ergänzung des Memos kann reflexive Prozesse anregen und die Rolle des Spielenden abbilden und so zur Dekonstruktion des Materials führen. |
Dennoch können die Analysemethoden nicht jeden Bereich abdecken, weshalb einige Grenzen genannt werden. | |
– Die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes Kindes können nicht immer berücksichtigt werden. Dadurch werden sozial-emotionale Aspekte vernachlässigt, da die Analyseform den Schwerpunkt auf die Didaktik setzt. Dasselbe gilt auch für kontextuelle Faktoren wie der Familienkultur oder kulturellen Vielfalt. Didaktische Entscheidungen decken nicht immer ethische und moralische Fragen ab. | – Die Bandbreite der Bildungsdynamik und Komplexität kann durch die Analyse nicht abgedeckt werden. |
– Zwar liegt der Fokus auf der Zielsetzung von pädagogischen Zielen, allerdings handelt es sich um kurzfristige Ziele, weshalb langfristige Auswirkungen nicht gemessen werden können. | – Trotz des Memos können zwischenmenschliche Faktoren nicht mit eingebunden werden, da realitätsnahe Spielprozesse nicht beobachtet werden. Das Memo wird aus der Erwachsenenperspektive verfasst, weshalb die Rolle des spielenden Kindes nicht vollständig eingenommen werden kann. |
Wie stehen die Analysemethoden zueinander?
Im Folgenden wurde eine Tabelle in Zusammenarbeit mit dem Masterkurs „Diversitätsreflexive Materialien in der Kindheitspädagogik“ im Sommersemester 2023 entwickelt. Diese stellt gegenüber, wie die Analysen zueinander stehen, welche Vor- und Nachteile diese also aufweisen. Die Vorteile von der jeweiligen Analysemethode auf der linken Spalte werden zu den Analysemethoden in der oberen Spalte ins Verhältnis gesetzt.
Beispielhaft bedeutet das im Fall der Bilderbuchanalyse (Spalte links) und der Artefaktanalyse (Spalte oben), dass die Bilderbuchanalyse … to be continued…