In der Kindheit nehmen Dinge eine hohe Bedeutung ein, denn Grundlage kindheitspädagogischer Arbeit ist die Bereitstellung (didaktischer) Materialien, die das Lernen der Kinder anregen. Diese werden in Bezug auf Diversität kritisch angefragt. Für die kindheitspädagogische Lehre liegen bislang keine Konzepte zur Vermittlung von Diversitätsreflexivität in Bezug auf die Dinge der Kindheit vor. Das Projekt der Diversitätswerkstatt Kindheitspädagogik (DivSpace) schafft eine theoretische Sensibilisierung in Bezug auf Diversitätskategorien durch die Analyse von Materialen. Mit Studierenden werden gemeinsam diversitätsreflexive Handlungsplanungen für die pädagogische Praxis entworfen. In DivSpace wird ein kollaboratives Lehr-Lern-Konzept zum Umgang mit diversitätsreflexiven
Materialien entwickelt, umgesetzt und evaluiert. Das Konzept integriert im Sinne von Lernwerkstätten unterschiedliche analytische Zugänge zu den Dingen, nutzt dabei einen mobilen Materialfundus und stellt Lernmaterialien online bereit. Der Kompetenzzuwachs wird durch Peer Assessments und durch kompetenzorientierte Interviews überprüft und in Methoden der kompetenzorientierten Prüfungsdidaktik übersetzt. Die Diversitätswerkstatt wird langfristig in der Lehre verankert und auch anderen Studiengängen digital zur Verfügung gestellt.
Seit der Entstehung von pädagogischen Einrichtungen in der frühen Kindheit spielen mehr oder weniger didaktisch
vorstrukturierte Materialien eine prominente Rolle. Beispielsweise sahen Fröbel und Montessori Spiel- und Beschäftigungsmaterialien als wichtige Schlüssel an, die selbsttätige Lernen der Kinder zu unterstützen (Stieve 2019). Im Kontext von Debatten um Diversität und Inklusion wird die Bedeutung von Materialien für die Verbesserung von Teilhabechancen immer wieder hervorgehoben und aber auch auf ihren impliziten Gehalt von stereotypen Repräsentationen hin kritisiert (Wagner 2013). Ob die bereitgestellten Materialien auch in der Lage sind, nicht nur die Vielfalt kindlicher und familiärer Lebensweisen und Erfahrungen zu repräsentieren, sondern auch eine diversitätsreflexive pädagogische Arbeit in kindheitspädagogischen Einrichtungen anzuregen, ist noch nicht abschließend geklärt (Koné 2017). Diese Überlegungen sind relevant, da Studien auf die Notwendigkeit diversitätsreflexiver Professionalisierung hinweisen (Cloos 2015; Garbade 2021). Während für die kindheitspädagogische Praxis mittlerweile Vorschläge vorliegen, wie dort Diversität Berücksichtigung finden kann (Wagner 2013), sind Vorschläge für die Vermittlung von Diversitätsreflexivität im Kontext kindheitspädagogischer
Qualifizierung an der Hochschule wenig entwickelt (Haude/Volk 2015). Es fehlt an qualifizierten Analysen der Materialien in Bezug auf Diversitätsreflexivität. DivSpace greift diese Lücke auf und hat zum Ziel, die Analyse dieser Materialien für die Qualifizierung für eine diversitätsreflexive kindheitspädagogische Praxis zu nutzen. Unter Diversitätsreflexivität wird das Wissen um die pädagogische Bedeutung von Differenzkonstruktionen sowie um deren
Wirkungen auf Subjekte gefasst. Sie ermöglicht unter Anerkennung von Vielfalt die Effekte von Unterscheidungen mit Macht- und Herrschaftsmechanismen zu reflektieren. Weniger repräsentierten Gruppen soll die Repräsentation durch privilegiertere Gruppen ermöglicht werden. In Bezug auf die Dinge der Kindheit gilt es, Materialien in Bezug auf theoretische Konzepte (Boger 2019) zu analysieren und zu bewerten und eigene Handlungspläne für einen diversitätsreflexiven Materialumgang im Rahmen kollaborativen Lernens zu entwerfen. Ziel insgesamt ist, der Entwurf, die Erprobung und die nachhaltige Bereitstellung des Lehrkonzeptes einer Diversitätswerkstatt Kindheitspädagogik offline und online.